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Emotionen: Das Tor zur Welt

Emotionen: Das Tor zur Welt

Angst. Wut. Trauer. Scham. Freude. Wir alle kennen diese Emotionen und haben sie sicherlich schon in der einen oder anderen Situation mal stärker oder mal schwächer empfunden. Emotionen sichern unser Überleben, sowohl in unsrer Umwelt als auch in sozialen Beziehungen. Oft dienen sie sogar als non-verbales Kommunikationsinstrument. Psychisch bewirken sie, dass wir in der Lage sind unsere Aufmerksamkeit zu lenken und unsere Verhaltensweisen zu priorisieren, während sie physisch eine Koordination von unterschiedlichen biologischen Systemen (Mimik, Muskelspannung, Tonlage, autonomes und hormonelles System) bewirken. Ihren Ursprung haben sie in bestimmten Gehirnarealen, wobei vor allem der Amygdala (Emotionswahrnehmung & Fühlen) , dem präfrontalen Kortex (Emotionsregulation) und der Insula (Emotionales Bewusstsein) einen bedeutende Rolle zugeschrieben werden. Warum sind Emotionen als Themenkomplex so wichtig in der Psychotherapie? Fakt ist, dass Defizite in der Emotionsregulation die Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Erkrankungen wesentlich bedingen können. Eigentlich bei jeder psychischen Erkrankungen treten Emotionen zum Vorschein. Bei der Depression oder Angsterkrankungen sind negative Emotionszustände prädominierend, bei anderen psychischen Erkrankungen kann dysfunktionales Verhalten entstehen, um bestimmte Emotionszustände zu vermeiden. Dies ist häufig bei Suchterkrankungen, Essstörungen oder selbstverletzendem Verhalten der Fall. Daher liegt es auf der Hand, dass das Training emotionaler Kompetenzen eine wichtige Rolle in der Therapie einnimmt. Nur wer Emotionen wahrnehmen, benennen und gut regulieren kann, bleibt funktional im Alltag. Vielleicht ist auch ein wichtiger Faktor, dass wir uns im Zeitalter des schnellen Wandels und der Digitalisierung kaum noch Zeit für Gefühle nehmen. Wir wollen funktionieren und stark erscheinen. Gefühle hingegen werden als ein Zeichen von Schwäche interpretiert. Wenn Sie mich fragen, ist genau das Gegenteil der Fall. Natürlich ist es unangenehm negative Gefühlszustände zu erleben und sie vor allem auszuhalten. Das beste Beispiel dafür ist Liebeskummer. Doch am schwierigsten machen es uns unsere Gedanken bzw. Bewertungen. Bezogen auf die Situation des Liebeskummers kommen dann häufig automatisierte Selbstabwertungen zum Vorschein: Warum habe ich x und nicht y gemacht oder wieso war ich nicht gut genug? Sehr häufig begegnen mir Klientinnen, die sich wochenlang um diese Fragen drehen und obgleich ich sie im ersten Moment nachvollziehen kann, muss man doch feststellen, dass sie nur einem Menschen nützen: dem Expartner. Denn statt dass wir uns um unser eigenes Selbstwertgefühl kümmern, werten wir den Anderen auf unsere Kosten auf. Aber schauen wir uns das Ganze doch noch etwas genauer an. Der Expartner ist in einer perfekten Ausgangssituation. Er hat Sie verlassen und Sie idealisieren ihn, würden wohlmöglich sogar alles tun um ihn zurückzubekommen und gleichzeitig richten Sie die ganze Wut, die ihm gelten sollte, auf sich selbst. Zweite Möglichkeit wäre, dass Sie sich selbst betrauern. So werden Sie zu einer Bestandsprobe für Ihr Umfeld, Ihre Stimmungslage verbessert sich nicht und an der Situation wachsen können Sie auch nicht. Nehmen wir also an, weil die Gefühle so schwer zu ertragen sind, trinken Sie jeden Abend Alkohol, schlafen nur noch wenig, und zeigen möglicherweise noch andere riskante Verhaltensweisen. Ihr Selbstwert leidet, weil Sie ihn von Ihrem Partner abhängig gemacht haben, Ihre Stimmung ist nur in Phasen der maximalen Ablenkung für Sie erträglich und vielleicht ist auch noch Ihr Essverhalten negativ beeinflusst. Nebenbei bemerkt, ja Liebeskummer kann richtig krank machen. Gefühle von Trauer, Wut und Enttäuschung sind vollkommen normal in dieser Situation. Entscheidend ist aber Ihre langfristige Bewertung. Wie würde es sich anfühlen, wenn Sie sagen würden „Ich bin sehr traurig, dass unsere gemeinsame Zeit vorbei ist und ich bin wütend, dass wir nicht die Chance hatten, an unseren Problemen zu arbeiten.“ – dadurch werten Sie weder sich, noch den Expartner ab. Sie bewerten die Situation auf Augenhöhe. Und vielleicht wäre ja auch ein möglicher Gedanke „Ich vermisse meinen Partner, aber ich bin so eine tolle Person, dass ich sicher nicht alleine bleiben werde und darüber hinaus auch viel mit mir alleine anfangen kann.“. Merken Sie worauf ich hinaus möchte? Emotionen sind unvermeidbar und ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Wie wir unser Leben damit gestalten ist hingegen abhängig von unseren Kognitionen im Zusammenhang mit den Empfindungen. Und natürlich auch mit der Fähigkeit einen individuell gesunden Umgang zu finden. Bei diesen Prozessen kann Ihnen eine Therapie oder ein Coaching helfen. Bestenfalls sogar schon vor Handlungsweisen, die Ihnen langfristig einfach nicht gut tun. Es ist immer schwierig einen geliebten Menschen gehen zu lassen oder ihm eine andere Rolle im Leben zuzuweisen. Und auch andere Situationen, die negative Emotionen bewirken (wie z.B. ein Arbeitsplatzverlust oder andere zwischenmenschliche Probleme), können zuweilen schwer aushaltbar sein. Es ist aber nicht notwendig, dass wir alles alleine verarbeiten. Manchmal kann das Erklimmen eines Berges einfacher sein, wenn man einen Bergführer bei sich hat, der helfen kann, den besten Weg zu finden. Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn wir um Hilfe bitten. Sondern es zeugt von guter Selbstreflexion, Mut zur Veränderung und Stärke diesen Weg zu gehen. Das Leben ist zu jedem Moment lebenswert, denn in jedem Augenblick kann sich unser Blatt wenden. Und eines ist sicher: Das Karussell des Lebens dreht sich immer weiter.