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Beziehungen – Sturmböe oder Auffangbecken?

Beziehungen – Sturmböe oder Auffangbecken?

Im Zweifel niemals einfach.

„Eine Beziehung wird vorwärts gelebt, aber rückwärts verstanden!“- Menschen kommen und Menschen gehen. Eine scheinbar unvermeidbare Erfahrung. Freundschaften verändern sich oder zerbrechen. Beziehungen,die uns einst Flügel verliehen und uns lebendig haben fühlen lassen, fühlen sich plötzlich an wie eine Schlinge um den Hals. Nicht alles ist für die Ewigkeit bestimmt. Ob Freundschaft, ob Partnerschaft,in beiden Worten steckt das Wort „schaffen“ und es stimmt: Jede zwischenmenschliche Beziehung erfordert Arbeit. Gemeinsam Hürden überwinden, Kompromisse schließen, als Resultat von Diskussionen, Fehler verzeihen und sich veränderten Gegebenheiten anpassen können. Miteinander wachsen. Häufig kein leichtes Unterfangen. Das größte Leid wird durch Menschen verursacht. Paradoxerweise in der Regel sogar von den Menschen, die uns am nächsten sind. Wir investieren in sie Gefühle und werden automatisch verletzlich – natürlich in der Hoffnung, man möge uns nicht enttäuschen. Meistens sind es diejenigen, die am meisten investieren, die sich mit der Frage plagen, weshalb ihr Lebensweg immer wieder mit Enttäuschungen gepflastert sei. Sind die anderen schlechte Menschen? Mache ich etwas falsch?In der Regel trifft weder das Eine, noch das Andere zu. Es liegt schlichtweg an der Interaktion miteinander. Setzen wir keine Grenzen, werden andere sie überschreiten. Sind wir inkonsequent, werden andere nicht aus ihren Fehlern lernen. Geben wir immer einseitig, wird der andere selbstverständlich nehmen. Letztlich liegt es also nicht unbedingt am Gegenüber, sondern wie viel Wertigkeit wir uns selbst zuschreiben und wen wir in unser Leben lassen. Nicht jeder Mensch passt zu uns, auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen. Und andererseits kann gerade in Gegensätzen auch eine gewisse Anziehungskraft liegen, die nicht immer toxisch sein muss. Gegensätze können und fordern und gleichzeitig ergänzen. Sie können uns dazu bringen über uns hinaus zu wachsen. Im ersten Schritt geht es darum Beziehungen zu hinterfragen bzw. die Dynamik dahinter. Handelt es sich um eine ausgewogene Beziehung oder bin ich dauerhaft gezwungen mehr zu investieren? Damit ist nicht gemeint, dass man stetig gleiches mit gleichem aufwiegen sollte. Es ist völlig in Ordnung zeitweise ein größeres Investment zu tätigen, denn Lebensumstände können dies immer wieder erfordern– langfristig sollte sich aber ein Gleichgewicht einpendeln, damit eine gesunde, tragfähige Beziehung entsteht. Habe ich dieses Gefühl nicht, sollte Ursachenforschung betrieben werden, welche in erster Linie bei sich selbst beginnen sollte. Wir erwarten häufig, dass unser Gegenüber uns förmlich „lesen“kann und wissen sollte, was in uns vorgeht und was wir benötigen. Emotional mag das ein nachvollziehbarer Wunsch sein, in der Realität sind Menschen aber leider keine Hellseher. Die korrekte Frage sollte also zunächst sein, ob wir unsere Bedürfnisse klar genug formulieren und auch selbst aktiv etwas für deren Erfüllung tun. Kommunizieren wir ausreichend mit unserem Gegenüber? Zweite Frage sollte sein, ob wir unsere Grenzen ausreichend abstecken und vor allem auch das Wort „nein“ einen Platz in unserem Wortschatz findet. In einer ausgewogenen Beziehung ist es nicht nötig es dem anderen immer recht machen zu müssen. Gerade für eine gesunde Beziehung ist es notwenig, dass Sie sich selbst auch priorisieren können. Ohne eigenes „Ich“, kann es kein gut funktionierendes „Wir“ geben. Andererseits kann es kein „Wir“ geben, wenn ich nur auf mein „Ich“ fokussiert bin. Sie hören es schon: Beziehungen sind kompliziert. Wie gesagt, es geht nicht darum Menschen in „gut“ und „schlecht“ zu klassifizieren, sondern es geht um die Beziehungsdynamik. Und manchmal ist es auch einfach okay Menschen hinter sich zu lassen, die ihre Chancen immer wieder selbst sabotieren. Wir können Menschen nicht ändern. Die Veränderung beginnt mit uns selbst. Und oft ist dies die härteste Aufgabe von allen. Sie bietet aber auch neue Chancen. Vielleicht ist die Konsequenz aus Ihrer Verhaltensänderung auch eine Veränderung des Gegenüber, denn schließlich verändert sich durch Sie die eingefahrene Beziehungsdynamik. Vielleicht führt Ihre begonnene Veränderung aber auch nur zu der Erkenntnis, dass Sie ihren Weg alleine weiter beschreiten werden. In jedem Fall wird es Sie aber weiter bringen – nämlich an einen neuen Punkt in Ihrem Leben und vor allem wieder näher zu sich selbst. Eines sollten wir nämlich nie vergessen: Die wichtigste Beziehung, die wir zu führen haben, ist immer noch die mit uns selbst! 

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