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Ein Therapeut auf vier Pfoten – Tiertherapie

Ein Therapeut auf vier Pfoten – Tiertherapie

Sie haben zwei süße Kulleraugen, sind meistens anhänglich, immer gut gelaunt, einfühlsam, treu und aufmerksam. Wer nun gleich an einen neuen Partner und eine Phase der Verliebtheit denkt, liegt leider falsch. Zumindest kein Partner im herkömmlichen Sinn. Die Rede ist von einem behaarten Partner auf vier Pfoten: dem Hund. In Deutschland leben rund 11,6 Millionen Hunde, die als Haustiere gehalten werden. Nicht erstaunlich also, dass im deutsche Heimtierbedarf 2016 über 4,89 Milliarden Euro eingenommen wurden, denn für die kleinen Fellnasen werden keine Kosten gescheut. Wir Menschen bauen intensive emotionale Bindungen zu den Vierbeinern auf und sehen sie zunehmend als Familienmitglieder. Dabei befriedigen sie vor allem unseren Wunsch nach sozialer Verbundenheit, wirken stimmungsaufhellend und können uns Trost spenden. Die emotionale Bindung scheint einen positiven Effekt auf unser Wohlbefinden zu haben -nicht nur auf das physische, durch regelmäßige Bewegung beim Gassi gehen, sondern vor allem auf das psychische Wohlbefinden und kann in Therapiesituationen auch zu einer Steigerung der Motivation führen (Hart, 2010). Bereits Sigmund Freud vermutete eine positive Wirkung auf den Therapieerfolg, wenn seine Chow Chow Hundedame bei den Therapiesitzungen anwesend war. Die Patienten wirkten deutlich entspannter und ruhiger. Wissenschaftlich belegt wurde diese Beobachtung auch an der Charité in Berlin, wo sowohl Patienten mit einer schweren Depression, als auch Patienten mit einer akuten Schizophrenie, in einer Testsituation mit anwesenden Hunden untersucht wurden. Das Ergebnis zeigte eine deutliche Angstreduktion und eine zunehmende Entspannung (Lang et al.2010, Hoffmann et al.2009). Diese positiven Effekte zeigten sich auch bei Patienten, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung litten (z.B. Hamama 2011). Vermutlich scheint die bloße Beschäftigung mit einem Hund zu einer erhöhten Hormonausschüttung von Oxytozin (ein Bindungshormon) und einer gleichzeitigen Reduktion der Coristiolausschüttung zu führen. Insbesondere für Oxytozin konnte gezeigt werden, dass die Ausschüttung zu einer Verbesserung der sozialen Fähigkeiten, einer Angstminderung und Vertrauenssteigerung führen kann. Zusätzlich konnte auch eine Stimmungsverbesserung durch die Interaktion mit Hunden in zahlreiche Untersuchungen belegt werden. Zusammenfassend ist also anzunehmen, dass Hunde den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Therapeut und Patient unterstützen und die Dauer der Therapie verkürzen können. Sie wirken zunächst als Eisbrecher, indem sie die Beziehungsgestaltung unterstützen, eine entspanntere Atmosphäre schaffen und anfänglich auftretende Vorbehalte des Patienten zu reduzieren, sodass es ihm einfacher fällt, über eigene Probleme zu sprechen. Im weiteren Therapieverlauf fördern Hunde die Motivation und wirken beruhigend. Auch Erlebnisse, die auf der klassischen Konditionierung basieren, sind möglich. Bei schwierigen / belastenden Themen können sie als „sicherer“ Hafen dienen. 

Auch in meinen Therapiesitzungen biete ich einigen Patienten die Anwesenheit von meiner französischen Bulldogge an – sie wird zu einem Therapiehund ausgebildet und zeichnet sich durch ihr besonders freundliches, zugewandtes Wesen aus. 

Sollten Sie sich in einer Belastungssituation befinden, sich zunehmend niedergeschlagen / gestresst fühlen, probieren Sie doch auch außerhalb einer Therapie einmal aus wie sich der Kontakt zu Hunden auf ihre Stimmung und ihr Stresslevel auswirken kann. Im Tierheim Hamburg* ist es beispielsweise möglich mit einigen Hunden Gassi zu gehen ( http://www.hamburger-tierschutzverein.de/ehrenamt/gassi-gehen) , so ergeben sich gleich mehrere Vorteile: 1) Sie tun etwas Gutes , 2) Sie bewegen sich an der frischen Luft 3) Sie sind in Gesellschaft / haben Zeit mit dem Tier. 

*Anmerkung: sollten Sie Angst vor Hunden haben / keinen emotionalen Zugang zu Tieren haben, begeben Sie sich bitte nicht in die Situation.